Der "Römer" tischt herzhaft auf

Der "Römer" tischt herzhaft auf
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ROM - Beherzt rührt Helga Havekost durch die Pfanne. Darin köchelt ihre Honigfleischkasserolle. Exakt 35 Minuten. Mit ihr Backpflaumen, Kartoffeln, Erbsen. Nochmal 30 Minuten hatte es für die Vorbereitung gebraucht. Also ein Gericht, das Hausfrauen wie ganze Kerle lieben dürften. Zwei drei Löffelchen tut sich Helga Havekost auf die Untertasse und probiert. "Mmmh…", die Köchin in der Raststätte "Zum Römer", die seit dem 1. August mit Fred Rzehorz einen neuen Betreiber hat, ist zufrieden mit ihrem Werk. Seit 15 Jahren steht sie in Rom an Herd und Pfanne. Die Honigfleischkasserolle aber ist ein "Erstlingswerk", das gleich Premiere haben wird. Mit noch zwei weiteren Gerichten.

Denn der "Römer" erwartet neben den ganz normalen Tagesgästen auch vier Damen. Die sind eingeladen zum Mittagessen. 13 Uhr soll es serviert werden. Anita Hensel, Karla Siefert, Carola Bölk und Diana Hahn sind pünktlich, und sie haben Hunger. "Ich hab’ extra ein bisschen Platz gelassen", sagt Anita Hensel. Die Rentnerin, die beim Förderverein für Jugend, Frauen und Familienarbeit (JFFe.V.) des Amtes Parchimer Umland mitmacht und mit ihren Frauen gerade die Erntekrone für das am 25. September stattfindende Erntefest in Rom gebunden hat, mag es weniger exquisit. "Und viel brauche ich nicht, Hauptsache das Essen ist herzhaft und es liegen Kartoffeln auf dem Teller."

Während es sich die Damenrunde - Babysitter-Oma, JFF-Vorsitzende und Kulturausschussvorsitzende in Rom - bei Kerzenschein und einem Schoppen Wein gemütlich gemacht hat und ein lütten Schnack hält, sind hinter der Schwingtür auch Evelyne Freitag und André Kotowski mit ihren Mittagskreationen fertig. Auch sie gehören zur dreiköpfigen Koch-Crew des Hauses. Sie hat ein Zitronenhähnchen mit römischen Nocken gezaubert, er Schnitzel "Römer Art" mit Schmorgurken und Rosmarinkartoffeln. "Mein Rezept ist aus dem Kochbuch. Aber gekocht habe ich es noch nie", sagt Evelyne, zieht den Bräter aus der Röhre und das Thermometer, das die Kerntemperatur misst, aus dem Hahn, der super aussieht. "Hoffentlich schmeckt er auch so", murmelt die Köchin.

André Kotowski hat seine Zauberei an diesem Tag nicht dem Zufall überlassen. Das Rezept für seine Römer-Schnitzel steht in keinem Kochbuch. "Ne, das habe ich mir so überlegt und zu Hause auch schon mal ausprobiert." Na und hat's denn geschmeckt? "Mir schon", sagt der junge Mann, "aber Geschmäcker sind halt verschieden." Keiner weiß das besser als ein Koch.

Fred Rzehorz, der typische Mecklenburger, überlegt kurz, dann verrät er: "In Vorbereitung auf die heutige Mittags einladung für die vier Frauen haben wir uns überlegt, eines der drei Gerichte mit auf unsere Karte zu setzen". Als Privatmensch ist der Raststättenbetreiber selbst leidenschaftlicher Koch und hätte gern auch ein Gericht beigesteuert. "Das wäre dann Rehkeule gewesen", sagt er. Aber er habe die Zeit dazu nicht, muss sich kümmern, Veranstaltungen für den riesigen Saal neben der Gaststube zu organisieren, in der es bereits gut besuchte Tanztees gibt, zu Eisbein, Kasslerbraten und Mecklenburger Schlachtefest eingeladen wird und zuletzt die Comedyshow "Lotte kommt" stattfand.

Doch nun wird es Zeit, dass der Chef die drei Gerichte probiert, die endlich serviert werden wollen. "Ja, ich denk mal, das wird ankommen", sagt er. Das freut die Damen am "Römer-Tisch", deren Hunger nicht weniger geworden ist. Im ersten Gang wird ihnen die Honigkasserolle serviert. Anita Hensel, Karla Siefert, Carola Bölk und Diana Hahn langen kräftig zu, und sie sind begeistert. "Wirklich sehr lecker", sagt Babysitter-Oma Karla Siefert und freut sich schon auf das zweite Essen - das Schnitzel. Auch das mundet den Frauen. Schließlich steht das Zitronenhähnchen auf dem Tisch. Wieder sind die Damen voll des Lobes und erfahren nun, dass sie es in der Hand haben und entscheiden dürfen, welches der drei Gerichte auf die Karte kommen soll: Sie sind sich einig, es soll die Honigkasserolle sein, die sich auch Sie liebe Leser, ab heute in der Raststätte "Zum Römer" schmecken lassen können.

 

von Simone Herbst

 

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