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Kirchgemeinde Lancken (Kirche Rom)

 

Unsere Römer Kirche

von Renate Zühlsdorf


Auszug aus dem Buch Klawuhn, Horst: Schweigt mir von Rom, Römer Dorfgeschichten, cw Verlagsgruppe Schwerin, 2000,S.194 f.:

Bereits 1768 bezeichnete man die damals schon Hundertjährige als „verfallen“. Inzwischen sind wiederum mehr als zweimal hundert Jahre vergangen und sie steht immer noch da: die Römer Dorfkapelle. Sie ist das älteste Gebäude Roms und wird wohl noch manch anderes Gemäuer im Dorf überdauern.

Eine Römer Kapelle wird bereits 1563 in einem Kirchenvisitationsprotokoll erwähnt. Dabei handelt es sich aber nicht um das heute vorhandene Gebäude. Dieses wurde erst ein Jahrhundert später errichtet, weil das alte vermutlich im Dreißigjährigen Kriege zerstört wurde. In „Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin“, Band 4 von 1901, einem Standardwerk der Fachliteratur, wird die Kapelle wie folgt beschrieben:
 

Die Kapelle ist ein dürftiger Fachwerkbau, ohne Turm. Auf der Ostspitze Knopf und Wetterfahne mit der Inschrift 1768 und 1861. Auf einem Balken an der Westseite der Kirche die Aufschrift: PAST.: IOHANNE LANBIO – IURATIS CHEE (TIA) NO PAULI – IURATIS CHEE (HOM?) MOT ET TIES KÖNIKE.

Wo die Buchstaben fehlen, ist jetzt ein Ständer eingesetzt. Über dieser Inschrift, an demselben Balken, stehen noch andere größtenteils nicht mehr lesbare Buchstaben und Zahlen. Zu entziffern ist: 1668 DEN 9 APRIL.


Die Jahreszahlen auf der Wetterfahne können sich auf folgende Ereignisse beziehen:
- 1768 vollzogen die Parchimer Kirchenökonomie und der Magistrat den sogenannten Vergleich über die Römer Höltzung, durch den die kirchliche Seite auf alle Besitzungen und Rechte in Rom verzichtete und somit auch die Kapelle ins Eigentum der Stadt überging.
- 1861 wurde endlich nach jahrzehntelangem Streit zwischen Kirche, Magistrat und Römer Einwohnerschaft die zerstörte Kirchhofsmauer wieder errichtet. Aus diesem Anlass mag auch die Wetterfahne aufgestellt worden sein.

Die Balkeninschriften sind auch gegenwärtig noch gut zu erkennen:
1. PAST.: IOHANNE LANTZIO
Die obige Deutung LANBIO ist nicht richtig. Deutlich erkennbar ist LANTZIO; wobei TZ ineinander verschlungen sind, also: Pastor Johannes Lantzius. Er amtierte seit 1653 in Lancken.
2. PROV: CHRIS(TIA)NO PAULI
Provisior Christian Pauli. Es handelt sich um den Vorsteher der Parchimer Kirchenökonomie, die damals für die Kapelle zuständig war.
3. IURATIS CHEE (HOM?) OT ET TIES KÖNIKE
Juraten Chee Homoth und Ties Könicke. Beide Namen sind in Rom mehrfach belegt. Homoth bzw. Homuth ist in der Geschichte Roms der am häufigsten vorkommende Familienname und von 1518-1924 ununterbrochen belegt. Auch Könike oder Kunike kommt ab 1563 für lange Zeit vor. Im Beichtkinderverzeichnis der Pfarre Lancken ist unter dem 24.10.1670 vermerkt: „Jurat Ties Könike“.

Die in der Balkeninschrift enthaltene Jahreszahl nennt ohne Zweifel das Baujahr, denn ein Jahr später, 1669, wird in Lüneburg eine Glocke für die Römer Kapelle gegossen. …

Abschrift von U. Kloss
 


 
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In diesem Jahr feiert unsere Römer Kirche ihren 342. Geburtstag. Kein Gebäude, das im Jahr 1668 in Rom erbaut wurde, hat die Zeit überdauert. Nur unsere altehrwürdige Römer Dorfkapelle.

Ein alter Fachwerkbau, bescheiden, ohne Kirchturm, inmitten einer grünen Rasenfläche. Bis vor gut 50 Jahren war um die Kirche herum noch der alte Friedhof von Rom. Heute befindet sich dieser ca. 300 m weiter am Ortsausgang in Richtung Parchim.

Bei Gesprächen mit Verwandten und Bekannten oder mit Ortsfreunden wurde oftmals die Frage gestellt: „Ihr habt eine Kirche?“

Ja – wir haben eine Kirche. Und die hat alle anderen Gebäude des Dorfes überdauert.

Oft wurde in den zurückliegenden Jahren an diesem Gebäude herumgeflickt und ausgebessert. Bereits 1838 äußerte Pastor Schmidt, der damalige Seelsorger für Rom, seine Bedenken, dass die Kirche nicht mehr lange stehen wird. Aber 160 Jahre später, im Jahr 1998 stand sie immer noch. Doch der Bauzustand war zu diesem Zeitpunkt sehr schlecht. Da sehr alte Fachwerkhäuser in Rom aus der Mode gekommen waren, hat man dieses eine Gebäude genommen und es wieder instand gesetzt.

Initiator war Propst Siegfried Schulz, damaliger Pastor auch für die Kirchgemeinde Lancken. Dank der Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege Schwerin und das Notsicherungsprogramm unserer Landeskirche wurden Mittel bereitgestellt, um das in seinem Bestand gefährdete Gebäude zu sichern und zu sanieren.

Mitte 1998 wurde mit der Instandsetzung begonnen. Viele Helfer waren bereit, so z.B. Bewohner des Dorfes und Mitglieder der Kirchgemeinde, die Freiwillige Feuerwehr und Gewerbetreibende aus der Gemeinde und der Umgebung, so dass die Arbeiten zügig durchgeführt und beendet werden konnten. Ein Problem trat ein. Noch bevor die Arbeiten beendet wurden, waren die finanziellen Mittel am Ende. Und wieder war es die Initiative von Pastor Schulz, der gemeinsam mit einem Mitglied aus dem damaligen Kirchgemeinderat, H. Weber, von Haus zu Haus ging, persönliche Gespräche führte, die Sachlage erklärte und damit eine Welle der Solidarität auslöste. Auch die Agrargenossenschaft Rom zeigte sich solidarisch.

Innerhalb von drei Tagen kamen rund 15000 DM als Spenden zusammen.

Am 20. Dezember 1998 öffnete sich unsere Kirchentür wieder zum Gottesdienst. Seit der Instandsetzung sind bereits 12 Jahre ins Land gegangen. In diesem Jahr feiern wir unser Dorfjubiläum, 700 Jahre Rom. Unsere bescheidene Kirche wird auch zu diesem Anlass geöffnet sein und alle Einwohner und Gäste herzlich willkommen heißen. Für den Festgottesdienst ist sie zu klein. Da laden wir ein am 27.6.2010 um 10.00 Uhr ins aufgebaute Festzelt auf unseren Festplatz in Rom. Herzlich Willkommen!

 
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