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Notunterkunft nur im Notfall

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Bild zur Meldung: Foto: Horst Kamke

Sport- und Mehrzweckhalle in Spornitz wird keine Unterkunft für Flüchtlinge / Bürgermeister: Gemeinde hilft, aber nicht auf Druck von oben

 

SPORNITZ: Die Spornitzer sind auf die Kreisverwaltung ziemlich sauer. Geradezu

wuchtig in den Vordergrund drängte sich dieser Eindruck bei der Einwohnerversammlung,

die Bürgermeister DieterEckert in höchster Not am vergangenen Donnerstag kurzfristig in die Sport- und Mehrzweckhalle einberufen hatte. Die Gerüchte, dass diese Halle für angeblich bis zu 300 Flüchtlinge als Station für ihre Erstaufnahme herhalten sollte, hatten dafür gesorgt, dass sie mit nahezu 400 Besuchern proppenvoll gefüllt war– darunter auffallend viele junge Menschen unter 30 Lebensjahren, mit ihren Kindern. Unter lautstarken Unmutsäußerungen aus der Bürgerversammlung verkündete Bürgermeister Eckert eingangs, „dass Vertreter des Landkreises ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt hatten“.

Was die Bewältigung des Flüchtlingszustroms betreffe, so Eckert, „wussten wir zwar

schon, dass irgendwann irgendetwas auf uns zu kommt – aber nicht so schnell und in

diesem Ausmaß“. Landrat Rolf Christiansen habe zuvor wegen irgendeiner Planung mit ihm nie gesprochen, beklagte Eckert. Als Beweggrund bei der beabsichtigten Akquirierung der Spornitzer Halle habe der Landrat schriftlich ins Feld geführt, dass sie nicht mehr dem örtlichen Schulsport diene. „Dabei war sie doch einst eigens für den Schulsport errichtet worden – bis uns die Grundschule dann genommen wurde“, beklagte Eckert. „Doch inzwischen deckt diese Halle längst den außerschulischen Bedarf in unserer Region ab.“ Als aktuell anstehende Veranstaltungen nannte der Bürgermeister das 20-jährige Bestehen der Spornitzer Jugendfeuerwehr, das 80-jährige Bestehen der Feuerwehr und das 60-jährige Bestehen des Spornitzer Karnevalsvereins. Diese Vereine seien durch langfristige Verträge gebunden. Die Halle werde außerdem von Fuß- und Handballern intensiv für Training, Nachwuchsarbeit und Spielbetrieb genutzt. „Wir lassen uns nicht das Letzte nehmen, was wir in unserer Gemeinde noch an Infrastruktur haben“, gab sich Eckert kämpferisch. „Die Zeiten, wo von oben herab per Anweisung regiert wurde, sind vorbei.“ Als Unterbringungsmöglichkeiten gebe es, so der Bürgermeister, anderweitig ausreichend Leerstand in der Gemeinde. Auf freiwilliger Basis, durch Aufrufe und mit Hilfe von Firmen und Vereinen lasse sich im Notfall viel bewegen. „Dabei hilft die Gemeinde gern mit“, bot Eckert an. Durch eine Belegung der Halle als Flüchtlingsunterkunft drohe das kommunale

Leben zum Erliegen zu kommen. Es gebe in Spornitz außerdem keinerlei Infrastruktur zur Versorgung von Flüchtlingen. „Ich sah schon Menschentrauben zu Fuß

nach Parchim wandern.“ Problematisch sei auch die Nachbarschaft zur Großraum-Diskothek. Am vergangenen Montag sei beim Landrat kurzfristig eine Bürgermeisterversammlung anberaumt worden. „Die Bürgermeister, die schon Flüchtlinge unterzubringen haben, sind am Ende“, berichtete Eckert. Der Bürgermeister las den Fragenkatalog vor, den er dem Landrat zusammen mit dem Belegungsplan der Halle übersandt hatte. Darin ging es unter anderem um die Übernahme der Betreuungskosten,

um Schadensersatz, Hausrecht, Bewachung und die ärztliche Versorgung. „Die Antwort kam

heute um 17 Uhr.“ Der Landkreis, so habe der Büroleiter des Landrats mitgeteilt, sehe keine Notwendigkeit, weitere Notunterkünfte herzurichten. Mit der Tennishalle in Parchim und dezentralen Unterkünften sei der Bedarf voraussichtlich gedeckt. Eine Belegung der Spornitzer Sporthalle komme deshalb nur im absoluten Notfall in Betracht. Mit diesem aktuellen Stand zeigten sich Sprecher der Handballer, Fußballer, Feuerwehr und des Karnevalvereins äußerst zufrieden und regten an, weiteren Belegungsplänen des Landkreises mit einer gemeinschaftlichen Resolution entgegenzutreten. „Die Halle ist wesentlicher Bestandteil des Dorflebens.“ Die Abwesenheit von Landkreisvertretern bei der Bürgerversammlung wurde als beschämend kritisiert. Den Flüchtlingen wurde vorgeworfen, mit viel zu hohen Erwartungen nach Deutschland zu kommen. „Ich vermisse die Bereitschaft, sich unterzuordnen“, sagte ein Rentner, der vor 70 Jahren selbst als Kriegsflüchtling in Spornitz gestrandet war.

 

Horst Kamke

 

 

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