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STOLPE: Brückenbaustelle uralter Feuerplatz

STOLPE: Brückenbaustelle uralter Feuerplatz (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: STOLPE: Brückenbaustelle uralter Feuerplatz

Archäologen entdeckten bei baubegleitender Sicherungsgrabung frühgeschichtliche Spuren

 

Dass bei Bauprojekten – zumal sie in die Tiefe gehen – das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege zu beteiligen ist, dürfte mittlerweile selbstverständlich sein, weil es in MV seit Langem gesetzlich geregelt ist. Archäologen beim Abriss und Neubau einer Brücke über die Autobahn erscheinen dagegen nicht alltäglich. Trotzdem war der Einsatz von Rolf Schulze und seinen diesmal ausschließlich professionellen Mitstreitern dieser Tage bei Stolpe vorauszusehen.

Das Areal knapp nördlich des Stolper Ortsausgangs Richtung Parchim sei als Bodendenkmal bereits aktenkundig, seit dort in den frühen 1950er Jahren „im Zuge bäuerlichen Kiesabbaus“ vermutliche Überreste frühgeschichtlicher Urnenbestattungen aufgetaucht waren, erläuterte der Grabungsleiter. Deshalb rückten die Archäologen jetzt an, und zwar mit schwerem Gerät.

Ein extra gemieteter Bagger räumte auf 8 Metern Breite und gut 50 Metern Länge entlang des Erdwalls zur Brückenauffahrt die oberen – bereits von vorheriger Bautätigkeit und Landwirtschaft „gestörten“ – Bodenschichten ab. Die darunter erkennbaren Verfärbungen wurden mittels gezielter Suchschnitte näher untersucht. Dabei gab es tatsächlich für die Archäologen eine Überraschung, denn von den vermuteten Bestattungsresten fand sich in drei Wochen akribischer Arbeit vor Ort keine Spur.

Statt dessen stießen die Archäologen Frank und Guido Mewis sowie Nico Lull unter Leitung von Rolf Schulze auf mehrere dunkel gefärbte Stellen mit Steinsetzungen, die wie ein Pflaster anmuteten. Da etliche dieser Steine sichtbar durchglüht und demzufolge oft spröde und bröckelnd vorgefunden wurden, lag es nahe, hier Feuerstellen zu vermuten: Und zwar gut ausgebaute Feuerstellen, die längere Zeit und wohl auch wiederholt im Gebrauch waren.

Darauf deuteten laut Grabungsleiter Schulze nicht nur die Ausdehnung von bis zu zwei Metern Durchmesser, sondern auch bis dutzende Zentimeter mächtige Ablagerungen von Brandresten wie Asche und Holzkohle. Dazwischen wiederum fanden die versierten Ausgräber etliche Keramik-Fragmente, welche zusammen mit Bodenproben nun im Labor näher untersucht werden.

Alle bisherigen Befunde deuteten auf einen „metallzeitlichen“ Ursprung hin, meinte Rolf Schulze, wollte und konnte sich aber noch nicht festlegen, ob es sich womöglich um die sogenannte Eisenzeit oder die noch ältere Bronzezeit handelt. Es bleibt also abzuwarten, ob man im Labor genaueres feststellt.

Der Sinn und Zweck dieser Ansammlung von Feuerstellen ausgerechnet an diesem Ort bleibt ebenfalls noch rätselhaft. Vielleicht erfahren SVZ-Leser ja anlässlich der Jahrestagung der Archäologischen Gesellschaft MV schon mehr, welche am 12. November wiederum in Parchim stattfindet.

 

Text und Foto: von Christiane Großmann
 

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